Sonntag, 28. Dezember 2008

Weihnachten in Taipei

Es ist ein sonniger Sonntag Morgen hier in Taipei. Weil ich sowieso gerade in meinem Zimmer sitze und am Schreiben bin, wieder einmal einen Eintrag für diesen Blog.
Wenn ich gesagt habe, dass heute ein „sonniger Sonntag Morgen in Taipei“ sei, heisst das nun nicht, dass es ruhig ist in meinem Zimmer. Ich höre den Lärm von der Strasse, am Nebengebäude wird noch immer gebaut und gesägt; gerade eben läutet die Uniglocke, eine leicht veränderte Form des Westminster Glockenschlags. Aber all diese Dinge nehme ich nur noch wahr, wenn ich bewusst hinhöre. Man kann sich an so vieles gewöhnen in einer erstaunlich kurzen Zeit! Mehr noch, knappe vier Monate reichen sogar aus, um gar nicht mehr genau zu wissen, woran man sich eigentlich alles gewöhnen musste, als man angekommen war, da man diese Dinge entweder gar nicht mehr wahrnimmt, oder weil sie ganz selbstverständlich geworden sind.

Aber ich wollte von meiner Weihnachtswoche erzählen: Zum Auftakt haben wir am Montag Abend zu fünft ein Konzert besucht. Das grosse Blasorchester der Universität hat in einem modernen Konzerthaus mitten in der Stadt ihr Konzert gegeben. Nebst bekannten Kompositionen (von Alfred Reed etc.) wurde das Stück eines Taida-Studenten, den ich hier kennen gelernt habe, an jenem Abend uraufgeführt.

Am Dienstag Abend waren wir mit unserer Taiji-Gruppe essen, am Mittwoch Abend feierten wir dann Heiligabend in Taipei.

Es war ein wunderbarer, fröhlicher Heiligabend! Zu acht gingen wir ins sogenannt beste Thailändische Restaurant der Stadt. Wir hatten grosses Glück mit der Tischreservation, jemand hatte abgesagt, so dass wir zur perfekten Essenszeit hingehen konnten. Das Essen war, wow, einfach klasse, die Stimmung war ebenfalls grossartig.
Nach dem Essen gingen wir hinaus in die Strassen der wunderbaren Stadt, gingen wieder einmal den Taipei 101 grüssen. Es war mild, um die 20°C, trocken, eine wunderbar laue Nacht, überall Lichter, teils sogar weihnachtlich geschmückt. Viele, viele Menschen waren unterwegs, trugen ihre schönen Kleider und Accessoires zur Schau, fotografierten, genossen die schöne Stadt, wir mit ihnen. Der Stadtteil war richtig belebt, für eine Weile taten wir das, was die Taipeier tun, 看熱鬧, wir gingen dorthin, wo die Menschenmassen sind.
Später setzten wir uns mit Getränken in das Pärklein bei einer Bar, so konnten wir die Live-Jazzmusik bestens hören, uns aber dennoch gut unterhalten. Das mag nun sonderbar klingen, aber der Abend war für mich durchaus „weihnachtlich“, denn ich konnte ihn mit den Leuten, die mir hier am liebsten sind, verbringen, es war ein glücklicher Abend, ein Abend voller Freude und Wärme. Und an jenem Abend habe ich mich von neuem in die Stadt verliebt.


Auch der Weihnachtstag war toll. Zwar hatten wir Unterricht, doch da wir nur vier Studenten waren und da ja Weihnachten war, lud uns unsere Lehrerin in der zweiten Lektion auf eine schöne Tasse Kaffee (sie selbst hat Tee getrunken ;-)) ein, und es kam tatsächlich eine weihnachtliche Stimmung auf.
Den Abend haben wir im Kreis der Taida-Studenten, die alle schon einmal in Deutschland studiert haben, verbracht; wir waren bei einer der Studentinnen zu Hause und haben dort gekocht.
An jenem Abend wurde mir wieder einmal bewusst, wie klein die grosse Welt doch eigentlich ist, oder eben, wie viele „mutual friends“ man doch hat als Sinolgiestudentin.

Mit der gestrigen Weihnachtsfeier für uns Austauschstudenten gingen meine Weihnachten dann offiziell zu Ende.

Es waren glückliche Weihnachtstage, anders als alle, die ich bis dahin erlebt hatte, aber nicht minder wertvolle. Vielleicht erscheinen mir die vergangenen Weihnachtstage gerade deswegen, wegen ihrer Andersartigkeit, wegen ihrer exotischen Komponente so wertvoll; oder eben weil es uns gelungen ist, in einer Nichtweihnachtlichen Umgebung das Weihnachtliche zu finden und gemeinsam zu erleben.

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